
Jean Paul in Gips, Ton, Bronze, Marmor & Granit
Göthl, Günther
Aus dem Kunstmarkt Schwarzenbach a. d. Saale ist der Glaskünstler nicht mehr wegzudenken.
Er nahm als Maler aber auch an der „Schwarzenbacher Fischflut“-Aktion teil, schuf 2019 den Porzellan-Sammlerfisch Smiley, outet sich als Fotograf und gestaltet schon mal einen der Schwarzenbacher Weihnachtsengel als Donald Duck (dem Erika-Fuchs-Comicmuseum zuliebe). Kurz, ist ein vielseitiger Künstler, der allerdings für seine Jean Paul-Vollbüste in Schwarzenbach 2010 keinen Preis bekam.
Hildebrand, Johann Conrad Wilhelm (Bayreuth, 1782-1857)
Der Sohn des Hofschieferdeckermeisters J. M. F. Hildebrand lernte in Berlin beim berühmten Bildhauer Johann Gottfried Schadow das Bildhauern.
1837 wurde er selbst Bayreuther Schieferdeckermeister und staatlicher Bauvogt.
Im Januar 1816 schuf er auf den Rat des mit Jean Paul befreundeten Generalkommissars des Obermainkreises (einer der ersten „Regierungspräsidenten“ des späteren Oberfranken), Constantin Ludwig Freiherr von Welden zu Großlaupheim, im Auftrag von König Max I Josef von Bayern die klassizistische Gipsbüste des Dichters. 1818 konnte man sie in der Berliner Akademieausstellung bewundern. Im Juni 1820 sah Jean Paul sie und damit sich selbst – bei seinem einzigen Besuch in München – im (damals kriegszerstörten) Salon der Königin Caroline in der Münchner Residenz.
Ob und wo das Original in München noch erhalten ist, konnten wir nicht eruieren (Abbildung immerhin im Wittelsbacher-Katalog von 1980).
Es ist die 1. Büste, die wir von Jean Paul kennen. In Bayreuth haben sich zwei Repliken erhalten: In der Rollwenzelei & im Jean Paul Museum.
In Coburg kann man sie an der Außenwand vom Jean Paul-Gartenhäuschen auf dem Adamiberg entdecken.
Ernst Förster (1800–1885), Künstler und Schwiegersohn von Jean Paul, hat nach dessen Tod von dieser berühmten Büste Portrait-Zeichnungen angefertigt, denen wir auf dem Titelblatt der Hesperus-Hefte der Jean-Paul-Gesellschaft in den 50er & 60er Jahren immer wieder begegnen.
Dank für Spezial-Recherche an Christine Bartholomäus/Stadtarchiv Bayreuth und Dr. Frank Piontek/Literarisches Team Jean Paul-Weg Oberfranken
(Rückseite der Hesperus-Hefte JP-Gesellschaft)
Hoselmann, Willi (1890-1978)
Willi Hoselmann studierte an der Kunstakademie Düsseldorf Bildhauerei. In Bayreuth war er kein Unbekannter. Dort schuf er 1934 – mit Architekt Hans Reissinger zusammen – das Denkmal der Bewegung, ein NS-Denkmal in der Form eines liegenden Hakenkreuzes auf dem Luitpoldplatz (es wurde nach Beeinträchtigung durch „Wildpinkler“ 1935 abgerissen). 1936 folgten – ebenfalls am Luitpoldplatz – die haushohe Skulptur Denkmal der Deutschen Mutter als NS-Denkmal in der Ehrenhalle des Hauses der Deutschen Erziehung, außerdem ein Adler mit Hakenkreuzfahne als Relief über dessen Portal.
Die Jean Paul-Büste vom Düsseldorfer Bildhauer Willi Hoselmann gehörte zur Ausstattung der Wandelhalle neben dem Foyer der Ludwig-Siebert-Halle bei der Eröffnung am 26. September 1936. Sie war eine der 7 „Erzbüsten“ prominenter Bayreuther, von denen W. Hoselmann auch die zu Ostmark-Gauleiter & Kultusminister von Bayern Hans Schemm schuf.
Nach dem Krieg wurde das Gebäude „entnazifiziert“ und hieß bis 2018 einfach Stadthalle. Die Bronzebüsten blieben aber im Wandelgang bzw. im Balkonsaal und blicken – nach Umbau & Umbenennung der Stadthalle – auch ab 2026 wieder auf das Kultur- und Flanierpublikum, aber etwas versteckter. Denn im (Markgraf-)Friedrichsforum blicken sie nun von ihren Wandsockeln an der Sandsteinmauer eines neuen Wandelgangs im Seitentrakt durch eine Glasfront auf den dortigen Geißmarkt: Jean Paul zusammen mit Richard & Cosima Wagner & Franz Liszt.
Foto: Rückseite Hesperus-Heft Nr. 1963, Jean-Paul-Gesellschaft
Fotos Wandelgang in der früheren Stadthalle (Karla Fohrbeck)
Kampfmeier, David
Designer, Bildhauer, Malermeister und einfach „ein höchst origineller Künstler“. Seit 2005 ist er Inhaber der Gross Malerwerkstätte in Schwarzenbach a. d. Saale. Er selbst schreibt seine phantasiereichen Arbeiten eher der art brut zu, in der auch „gefundene Objekte“ eine große Rolle spielen und nimmt an vielen Malerausstellungen teil, aktiv auch an denen in Schwarzenbach, wo er 2004 außerdem das Projekt „Fischflut“ initiierte und realisieren half.
Seine Jean Paul-Installation in der Aula der Jean Paul Grundschule gewann beim Wettbewerb des örtlichen Kulturvereins 2010 den 1. Preis und ist wohl als „Charakter-Porträt“ des Dichters zu verstehen.
Krämer, Willi (1908-1979)
Von diesem Coburger Bildhauer stammt der Entwurf für eine Büste, die 1972 für die Walhalla konzipiert wurde, dann aber nicht genommen wurde. Sie steht im Treppenhaus Wahnfriedstr. 1 in Bayreuth, im Treppenhaus vor dem Eingang zum Jean Paul Museum.
Seine Ausbildung setzte der Stein- und Holzbildhauer an den Kunstgewerbeschulen in Sonneberg und Erfurt fort, bekam 1930 einen Auftrag in Kirchenplastik, studierte dann an der Kunstakademie Nürnberg, wurde aber erst nach dem Krieg (und 4 Jahren Kriegsdienst bei der Marine) freischaffender Bildhauer und (Gründungs-)Mitglied des BBK Bamberg.
Im Coburger Raum schuf er (vor allem in Naturstein) Brunnen und Brunnenanlagen, Kriegerdenkmäler, Architektur- und Freiplastik, Metallmosaiken und Betonglasfenster. Auch im europäischen Skulpturenpark in Willebadessen ist er vertreten.
Zu allen Zeiten hat er Porträt-Büsten geschaffen – in Ton, Gips, Stein und Bronze.
Dank an Michael Troebs, Leiter Stadtarchiv Coburg, für nähere Information
Rössler, Bernd (1970 geb.)
Er gehört zu den Künstlern aus Schwarzenbach a.d. Saale, die 2010 am Wettbewerb für eine Jean Paul-Büste/Plastik/Skulptur mit dem Entwurf einer Büste im Halbrelief teilnahm. Er ist Porzellanmaler, Industriedesigner und seit 2000 Fachlehrer für Produktdesign an der Staatlichen Fachschule für Produktdesign Selb.
Foto: Claudia Plaum
Schaller, Ludwig (1804 Wien -1865 München)
Er studierte in Wien Bildhauerei und Kunst und ging 1828 mit Moritz von Schwindt nach München. Dort arbeitete er schließlich bei Ludwig von Schwanthaler. Für die Ruhmeshalle von König Ludwig I in München schuf er eine Serie von Kolossalbüsten berühmter Persönlichkeiten. Auch das Herder-Standbild in Weimar ist von ihm.
Die Statuette von Jean Paul entdeckte Frank Piontek für uns im Bayerischen Nationalmuseum. Sie ist dort als „Nymphenburger Entwurf“ gekennzeichnet und stammt aus der Zeit um bzw. nach 1840.
Fotos: Connie Kilchert
Schoepf, Peter Paul (1757-1841)
Der Bildhauer stammte ursprünglich aus Tirol und einer angesehenen Bildhauerfamilie.
Bekannt wurde er als „Skulpteur“ beim Bayernkönig Ludwig I, der für die noch im Bau befindliche Ruhmeshalle in München und die dortige Skulpturenreihe verdienter bayerischer Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Technik und Kunst auch eine Jean Paul-Büste in Auftrag gab.
Der Bildhauer vollendete sie 1840 (1 Jahr vor seinem Tod).
Frank Piontek entdeckte die Abbildung 2013 im Bamberger Antiquariat Lorang in einem Führer über Ruhmeshalle und Bavaria, von ihm sind auch die Fotos.
Schwanthaler, Ludwig von (1802-1848)
Ein Klick auf die Bilder vergrößert diese
Er wurde zum führenden Bildhauer am Hof von König Ludwig I, entstammte einer Bildhauerfamilie aus Oberösterreich und gilt als Hauptmeister der klassizistischen Plastik in Süddeutschland. 1835 wurde er zum Professor an der Akademie der Bildenden Künste und Lehrer an der Königlichen Baugewerksschule berufen. Sein Werdegang und seine Arbeiten wurden durch König Ludwig I. gefördert, so verbrachte Schwanthaler mehrere Jahre auf Studienreisen in Rom (1826–1827, 1832–1834).
Sein berühmtestes Werk ist die Kolossalfigur der Bavaria an der Theresienwiese vor der Ruhmeshalle in München. Aber auch die Skulpturen an Süd- und Nordgiebel der Walhalla bei Regensburg und die Marmor-Victorien im Innenraum der Befreiungshalle Kelheim gehören zu seinen Spitzenwerken.
Zu Jean Paul schuf er
-das Kolossal-Denkmal auf dem Jean Paul-Platz in Bayreuth, das vom Bayernkönig Ludwig I. gestiftet und am 14.11.1841 eingeweiht wurde und
-die Bronzebüste in Wunsiedel, die 1845 auf Denkmal-Sockel in der Stadtmitte eingeweiht wurde.
-Von letzterer gibt es eine Replik im Englischen Garten von Meiningen. Sie wurde 1863 dort ebenfalls auf einen Pfeiler gesetzt und als Denkmal eingeweiht, allerdings nur als Abguss; die Original-Replik befindet sich in den Meininger Museen.
Bayreuth, 1841 (Fotos: BMTG, Karla Fohrbeck)
Seiler, Willi (geb. 1927)
Nach Steinmetz-Ausbildung und Akademie-Studium kam er 1952 als Lehrer an die Staatliche Fachschule für Steinbearbeitung in Wunsiedel, deren Schulleiter er bis 1989 war. Er tat sich zwar auch mit Arbeiten in Holz und Keramik sowie als Zeichner und Fotograf hervor. Arbeiten in Naturstein und Steinschrift bildeten aber den Schwerpunkt seines umfangreichen Lebenswerkes.
Auch als Initiator vieler Initiativen – u.a. zu „Kunst in der Provinz“- hat er sich in der Region einen Namen gemacht. Bekannt wurde er z.B. als „geistiger Vater“ des Granit-Labyrinths am Fuß des Epprechtsteins im Fichtelgebirge, durch die 8 Seligpreisungen auf dem Katharinenberg bei Wunsiedel und als Schöpfer der 14 Marmor-Stelen rund um den Weißenstädter See mit den „Stundenbuch“-Zitaten in konkreter Poesie von Eugen Gomringer.
Zu Jean Paul gab Willi Seiler einen schmalen Aphorismen-Band „Sprachkürze gibt Denkweite“ heraus, der seit den 1980er Jahren in mehreren Ausgaben und Auflagen (mit besonderer Schriftqualität) erschien.
Bayreuth, 2008
(Fotos: Karla Fohrbeck)
-Mit Bildhauer Wolfgang Stefan zusammen schuf er 2002 den Jean Paul-Gedenkstein im Rathaushof von Schwarzenbach a. d. Saale, der 2010 noch einmal versetzt wurde.
-Am Treppenaufgang zum Felsenlabyrinth der Luisenburg bei Wunsiedel steht seit 2007 von Willi Seiler ein Jean Paul-Gedenkstein in Form eines Buches. Der Schattenriss des Dichters auf der Vorderseite ist dem Kupferstich von Heinrich Pfenninger (1797, Hof) nachempfunden. Auf der anderen Seite lesen wir Auszüge aus Jean Pauls Lieblingszitat zur Geburtsstadt Wunsiedel „…Ich bin gern in dir geboren…“
-Auf den Schlossterrassen am La Spezia-Platz in Bayreuth steht seit 2008 ebenfalls ein Gedenkstein von Willi Seiler in Buchform, wieder mit Schattenriss des 34-jährigen Jean Paul nach der gleichen Vorlage. Er ähnelt also dem in Wunsiedel vor der Luisenburg, zitiert hier aber auf der Rückseite des Dichters eine Schwärmerei für Bayreuth („Du liebes Bayreuth…“) und an der Seite einige Charakter-Komplimente. Auf Anregung von Jean Paul-Rezitator Hans-Jürgen Schatz und mithilfe von Sponsoren konnte Kulturreferent Ralph Lange diese Idee im Stadtzentrum realisieren.
Sonnleitner, Otto (Würzburg 1906-1985)
Seit 1947 arbeitete Sonnleitner in seiner Heimatstadt, wo er zum überregional geschätzten, bedeutendsten Würzburger Bildhauer der Nachkriegszeit wurde. Er schuf zahlreiche Plastiken für den öffentlichen Raum, z.B. das Kilians-Portal des Würzburger Doms.
Seine Jean Paul-Büste aus Marmor für die Walhalla folgt im Typus der klassizistischen Büste Hildebrands, um ihn ins Strenge zu wenden. Sie wurde am 14. Juli 1973 in der Walhalla aufgestellt. Eine weitere (Gips-)Fassung dieser Büste befindet sich in Bayreuth, im Landratssaal der Regierung von Oberfranken.
Fotos: Staatliches Hochbauamt Regensburg
& Karla Fohrbeck
Stefan, Wolfgang (geb. 1961)
Der Bildhauer, Maler und Designer aus Selb-Vielitz. Bekannt wurde er vor allem durch seine Tierfiguren, aber auch ein Altarraum mit geschliffenen Glaselementen gehört zu seinem Werkspektrum.
Ein Gemeinschaftswerk mit Bildhauer Willi Seiler ist der imposante Jean Paul-Gedenkstein im Rathaushof von Schwarzenbach a. d. Saale, der 2002 eingeweiht und 2010 noch einmal versetzt wurde.
Von Wolfgang Stefan stammen außerdem 3 Jean Paul-Büsten in der Region:
– 2005 erhielt das Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel vom Förderverein eine Büste Jean Pauls (Jean Paul-Zimmer im 1. Stock)
– Im Vortrags- und Leseraum des Jean Paul Museums in Joditz erinnert seit 2007 als „Steinerner Gast“ eine Skulptur aus weißem Wunsiedler Marmor an den großen Poeten.
– 2013 stiftete Professor Dr. Reinhard Pöllath der Stadt Marktredwitz zum Jean Paul-Jubiläum eine Jean Paul-Büste, die auf einem 1.20 m hohen Pfeiler auf dem Jean Paul-Platz installiert wurde
Foto: Karla Fohrbeck

Tittmann, Claus (1941 geb.)
Als Ingenieur, Grafiker, Keramiker und Bildhauer verfügt Claus Tittmann über ein breites Werkspektrum, für das er eine Reihe Preise und Auszeichnungen erhielt. Zahlreiche Arbeiten befinden sich in öffentlichen Sammlungen im In- und Ausland.
Seine Keramikwerkstatt hat er in Thurnau-Berndorf.
Der (aufklappbare) Jean Paul-Kopf aus Bronze entstand auf Anregung und Initiative von Hella Soldan, Deutsch-Lehrerin und Jean Paul-Fan.
Es entstand „ein Kopf für Köpfe“, der des Dichters Philosophie und Menschlichkeit zum Ausdruck bringen sollte. „Für den findigen (aufmerksamen) Leser“ – wenn er die Chance ergreift und den Kopf aufklappt – hat Claus Tittmann Stichworte eingraviert, die Jean Pauls Denk- und Schreibweise, aber auch seinen Charakter skizzieren sollen: „Humor, Geistesfreiheit, Humanität – All, Spielerei, Farbe, Zernichtung – Illumination, Digression – Erzählen des Erzählens“. Man sollte schon ein wenig eingeweiht in des Dichters Poesiewelten sein . . . !
Die Bronzebüste für die Rollwenzelei wurde 2008 von Hella Soldan gestiftet und steht dort im Freien auf der Balkonterrasse vor dem früheren Arbeitszimmer des Dichters.
2013 wurde eine 2. Fassung dieser Bronzebüste von den Schülerinnen und Schülern des Abiturjahrgangs 1963 zum 250. Geburtstag von Jean Paul dem Jean Paul Gymnasium in Hof gestiftet und dort am 12. Dezember eingeweiht. Die Schule ist stolz darauf, dass der spätere Dichter hier einstmals Schüler war, wenn auch nur für kurze Zeit und die Abschlussjahre. Die (ebenfalls aufklappbare) Porträt-Büste steht dort im Treppenhaus.
Das Modell der beiden Büsten (Hof und Bayreuth) unterscheidet sich lediglich durch die Patinierung (Farbe). Dadurch sind beides Unikate.
Fotos: Martin Tittmann
Uhlig, Wilhelm (1930 – 2022)
Vom vielfach ausgezeichneten Bildhauer & Akademie-Professor Wilhelm Uhlig aus Nürnberg stammt ein Bronzekopf von Jean Paul,
von dem wir aber nur eine Postkartenansicht aus den 90er Jahren wiedergeben können. Sein hinterlassener privater Skulpturenpark ist noch nicht bearbeitet, so dass keine nähere Information zu erhalten war.
„Die verletzbare Würde des Menschen“ zu bewahren, war sein Ziel, so Kunsthistoriker Ulrich Gertz in seinem 1991 erschienenen Taschenbuch zu Uhligs Arbeiten aus 40 Jahren. Und diese Aura umgibt auch dessen Bronzebüste von Jean Paul.
