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Unterwegs im „Bayreuther Vorhimmel“

Der Jean Paul-Weg nördlich von Bayreuth bewegt sich im von Jean Paul so bezeichneten „Vorhimmel“ – oder anders formuliert – dem „Landschaftspräsentierteller“, in dem sein so gelobtes Bayreuth liegt.

Der Weg von der Bad Berneck bis Eremitage durchquert, vom Bayreuther Becken heraus kommend, das sanft kupierte obermainische Hügelland, das bis zum Fuße der Westausläufer des Fichtelgebirges reicht.
Immer wieder ergeben sich dabei herrliche Fernsichten auf die Bergketten des dunklen Fichtelgebirges, aber auch auf die umliegenden Hügelketten sowie unbekannte Einblicke in den Bayreuther Talkessel.

27 grüne Text-Tafeln am Weg machen auf dieser Strecke mit dem Welt- und Menschenbild des oberfränkischen Dichters auf humorvolle, nachdenkliche oder erzählende Weise vertraut, 5 weiße Tafeln erzählen davon, wie die Landschaft früher einmal ausgesehen hat.

Bad Berneck – Goldkronach – Bindlach – Oschenberg – Eremitage (ca. 26 km)

Vom Waldgasthaus Entenmühle führt der Jean-Paul-Weg aus dem stillen Fichtelgebirge langsam heraus und unterhalb von der Burgkapelle Stein am romantischen Wildbach der Ölschnitz entlang, bis sich dann plötzlich der Blick in den gepflegten Kurpark von Bad Berneck öffnet.
Der Weg präsentiert sich hier asphaltiert und eben als Promenade und landet erst einmal mitten im Ortszentrum der verträumten historischen Altstadt.

Wer hier Station machen will und kann, darf sich auf vielfältige Einkehrmöglichkeiten bei den „Genussgastwirten“ um den schmucken Marktplatz herum freuen, wo sich auch das Tourismusbüro befindet und – ein paar Meter weiter – die letzte der Markgrafenkirchen (um 1800 eingeweiht).

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Romantisches Bad Berneck

Mehr dazu unter A-Z Rundwege/Jean-Paul-Rundweg Bad Berneck.

Von Bad Berneck nach Goldkronach

Grüne Tafel-Stationen 90 bis 95 und 2 weiße Landschaftstafeln (7,8 km)

Die Wanderung aus der Stadt heraus (in südwestlicher Richtung) hält sich an die Jean-Paul-Kopf-Markierung und folgt – parallel zum Wildbach der Ölschnitz – der Hauptstraße im Tal bis zum Ortsausgang am großen Parkplatz und Einkaufszentrum. Kurz davor biegt der Weg nach links ab zum Rotherspark an der Maintalstraße mit seinem Dendrologischen Garten, einem einmaligen botanischen Kleinod aus dem 19. Jh. Auch eine ehemalige Bergwerksanlage, in der schon Alexander von Humboldt wirkte, kann hier (von außen) besichtigt werden.

Danach überqueren wir die B303 und den Weißen Main und beginnen mit der Besteigung des Geseeser- bzw. Galgenberges. Als Belohnung winkt ein herrlicher Blick zurück in das tief eingeschnittene Bernecker Tal, entlang der dominanten Fränkischen Linie und in die weite Flur des Kulmbacher Landes hinein (Sonnenuntergang!).

Zum Panorama-Blick auf der Höhe gehören auf der anderen Seite die auslaufenden Kämme von Fichtelgebirge und Ochsenkopf, aber auch schon das weite Kronachtal und der Bindlacher Bergrücken im Süden. Ab hier geht es dann den Leisauer Berg weiter bergab – am Leisauer Schlösschen vorbei – Richtung Goldkronach Ortsmitte.

Von Goldkronach nach Bindlach

Grüne Tafel-Stationen 96 bis 101 und 2 weiße Landschafstafeln (8,7 km)

Im Ort wären das Schloss, die Alexander-von Humboldt-Stätten und das Goldbergbau-Museum einen Besuch wert, sofern die Zeit das erlaubt. Hier kann man sich auch wieder mit Proviant versorgen. Die Gastronomie verspricht, sich zu erholen. Für eine kurze Meditations- und Ruhepause bietet sich die offene Kirche in der Ortsmitte an, wo sich das Rathaus (Touristinfo) und eine große Orientierungstafel für den Wanderer, auch Bänke befinden.

Die Jean-Paul-Weg-Markierung leitet aus dem Ort hinaus, führt über die Bundesstraße hinüber und nicht weit danach an einem kleinen Badesee vorbei nach Kottersreuth  und zu Schoberts Gasthof (der aber nicht immer aufhat). Falls man sich verlaufen hat und die Hauptstraße nutzte, landet man am Autokreisel und läuft dann einige hundert Meter weiter rechts an der Bundesstraße entlang. Dort trifft man wieder auf den Jean-Paul-Weg, der diese überquert.

Wir durchwandern nun das weite, sanft geschwungene Tal der Kronach und die Weiler Katzeneichen und Deps, bis uns der quer liegende Muschelkalkrücken des Bindlacher Berges zum Aufstieg auffordert. Von dessen Höhe lohnt später wieder ein weiter Rundumblick, bevor es auf der anderen Seite auf der Alten Bergstraße steil bergab nach Bindlach geht. Im Volksmund wird sie Himmelsleiter genannt. Auch Jean Paul wanderte und kutschierte hier einst.

Der ausgeschilderte Weg durchquert das Trebgast-Tal, flankiert ein kleines Stück die Bundesstraße und führt dann im Bogen – an der Bärenhalle vorbei – durch kleine Gärten am Dorfrand zur prachtvollen (offenen) Markgrafenkirche, den beiden barocken Sandstein-Pfarrhäusern und dem Rathaus im Ortszentrum von Bindlach.

Von Bindlach über den Oschenberg zur Eremitage

Grüne Tafel-Stationen 102-112 ( 9,6 km )

In Bindlach gibt es 3 große Einkaufszentren. Man kann sich also gut versorgen. Aber auch bis Bayreuth ist es ja nicht mehr weit. Der Jean-Paul-Weg führt nun um die Markgrafenkirche herum aus dem Ort heraus durch das hügelige Bayreuther Becken nach Allersdorf. Die Markierungsspur biegt dann an der Landstraße links oberhalb des Gasthofes in den Höhenweg zum Oschenberg ein. Er zieht sich dort auf halber Höhe durch die vielen privaten Obst- und Schrebergärten und belohnt mit schönen Aus- und Fernblicken zum Sophienberg und übers Bayreuther Talbecken.

Am Ortsrand von Laineck überqueren wir die Bundesstraße und folgen dem Jean-Paul-Weg durch die Gärten von Friedrichsthal und durch das Tal der Warmen Steinach, bis wir auf der rückwärtigen Seite von Weidenberg bei Höflas ankommen.

Jean Pauls Gedanken erweisen sich oft als erstaunlich aktuell. Kaum einer weiß, dass Jean Paul zwar nicht „hauptberuflich“, aber – in einigen seiner Dichtungen versteckt – auch Science-Fiction-Autor war. Und so widmen sich die Tafeln 105 bis 107, die den Wanderer vom Oschenberg über Friedrichsthal, Höflas und Rodersberg ins Bayreuther Stadtgebiet geleiten, diesem Überraschungsthema. Denn Müllberge, Solarenergie, Luftschiff-Flotten, Mondfahrten, Wetterprophetien, Atomunfälle lagen für ihn schon 1801 „in der Luft“.

Tafel 108 will die Golfspieler und Spaziergänger vom reichen und vom armen Geiz abhalten. Und Tafel 109 – wieder Science Fiction und Zukunftsprophetie – propagiert die Ausweitung der Mehrwertsteuer auf sämtliche „Lebensmittel“, heute längst realisiert.

Die Zitat-Tafeln auf dieser Strecke sind noch ländlich grün vom Typus, der die ganze Fichtelgebirgsstrecke des Jean-Paul-Weges charakteristisch prägt und auch nach dem Stadtgebiet, wo die thematischen Großstationen vorherrschen, ab Fantaisie und Eckersdorf auf Wegstrecke 10 wieder so weitergeführt wird.

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Die Strecke von dort bis zum Park der Eremitage führt im Halbkreis um den gepflegten Golfplatz am Rodersberg, wo die „Science-Fiction“-Tafeln mit Jean Pauls prophetische Visionen zu unserer Gegenwart ihre Fortsetzung finden und uns zum Staunen bringen.

Über eine kleine Brücke unten im Tal überqueren wir den Roten Main, der die Eremitage in eine Halbinsel verwandelt, und steigen dann – schon im Park – den kleinen Pagodenhügel hinauf. Dort haben wir die Wahl nach rechts zur Orangerie mit den Wasserspielen und zur weitläufigen barocken Parkanlage von Markgräfin Wilhelmine oder nach links – der Jean-Paul-Weg-Markierung folgend – durch die Parkallee zum Parkausgang Richtung Sportheim und Eremitenhof.