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„Hukelum im Auenthal“

Von Joditz – an der Saale entlang – bis Hof

Grüne Tafel-Stationen 1 bis 10 (10,5 / 12 km)

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* Der Alternativ-Weg von der Fattigsmühle über den Wildpark zur Burg Saalenstein ist für Jean-Paul-Weg Wanderer zu unsicher, da partiell nicht begehbar.
Die Karte rechts ist als Ergänzung zur Jean-Paul-Weg-Karte gedacht (Verkehrsanbindung Joditz)

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Der Jean-Paul-Weg beginnt (oder endet) in Joditz (Gemeinde Köditz), oder Hukelum, wie es Jean Paul liebevoll nannte – je nachdem in welcher Richtung man ihn wandert. Doch lassen wir den Weg in Joditz beginnen. Nicht wegen der Nummerierung der literarischen Tafeln am Weg, sondern weil die biografischen Erinnerungen von Jean Paul, wie wir ihn kennen, oder entlang des Weges noch kennenlernen wollen, in Joditz beginnt.

Zwar ist der Dichter In Wunsiedel geboren, „der kleinen aber guten, lichten Stadt“, in der wir auf unserem Weg noch Station machen werden. Aber Joditz nennt er in seiner Biografie Selberlebensbeschreibung seinen „geistigen Geburtsort“. Dort war sein Vater Pfarrer und dort verlebte er von seinem 2. bis zu seinem 13. Lebensjahr (1765-1776) die glücklichste Zeit seines Lebens. Als Auenthal, Elterlein, Hukelum, und unter seinem richtigen Namen Joditz kommt das „Erziehdörfchen“ in fast all seinen Werken vor, und im Dorflehrer setzt Jean Paul in seiner Idylle Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wu(t)z in Auenthal ein literarisches Denkmal, das in die Weltliteratur eingegangen ist.

Joditz – der jeanpaulste Ort

In Joditz angekommen gilt es den kleinen Ort zu entdecken. Das Jean-Paul-Museum ist dabei ein Muss. 1998 von Karin & Eberhard Schmidt als privates (und recht originelles) Museum gegründet, gilt es – neben der Rollwenzelei in Bayreuth – als der jeanpaulste Ort in der Welt. Die Sammlung dokumentiert Person, Leben und Werk des Dichters und bringt uns auch Jean Paul mit all seinen Eigenheiten und auch seiner besonderen Leidenschaft für Bier näher. Die dort verfügbare Handbibliothek enthält fast alle Erstausgaben von Jean Paul-Werken sowie zahlreiche seiner Briefe und ist eine der größten und sehenswertesten überhaupt. Nach Voranmeldung führten Karin und Eberhard Schmidt die Besucher mit großem Wissen, Esprit und Humor in die Welt Jean Pauls und ließen das Joditz des Dichters vor den Augen des Besuchers wieder erstehen. Viele erinnern sich daran.

Seit 2016 ist das nostalgische Museum geschlossen, wird dafür aber in Form einer Stiftung bis spätestens 2026 ins ehemalige Pfarrhaus umgezogen sein.
Künftig wird es auch einen eigenen Jean Paul-Rundweg geben.

Bis 2016 im einstigen Pfarrgarten, ab 2026 im früheren Pfarrhaus

Die kleine Kirche des Ortes ist ebenfalls sehenswert und ein mit Jean Paul eng verbundener Ort. Die Dorfkirche aus dem 18. Jahrhundert mit dem reichen Altar hält für den aufmerksamen Besucher eine Besonderheit der Darstellung von Jesus Christus bereit, wenn man hinter die Kanzel an den Fuß des Aufgangs tritt und seinen Blick erhebt. Zumindest der Pfarrer auf der Kanzel sieht dann nämlich Jesus von hinten, und zwar mit seinem nackten  . . .  Diese Menschlichkeit im doppelten Sinne und der augenzwinkernde Humor dieser Darstellung passen gut zum Werk unseres Dichters. Mehr wird nicht verraten.

Bevor wir Joditz verlassen und uns auf den Weg machen, können wir uns noch in den örtlichen Wirtschaften mit einer Brotzeit stärken und erstmals mit dem für Jean Paul so wichtigen (fränkischen) Bier vertraut machen. So gesehen ist Joditz der ideale Ort für den Beginn des Jean Paul Weges. Denn dort lassen sich die drei Dinge finden, die Jean Paul sein Leben hindurch begleitet haben und uns nun auf seinen Spuren den Weg entlang bis Sanspareil begleiten werden: Mit Geist, Gott und Gerstensaft machen wir uns nun auf den Weg. Wir folgen der Markierung des Jean Paul Weges, dem Bildnis des jungen Jean Paul in einem grünen Feld.

Eberhard Schmidt begeistert sein Publikum in der Joditzer Kirche

Mit Geist, Gott und Gerstensaft . . .

Der Jean-Paul-Weg verlässt nun Joditz und führt links der Saale in Richtung Hof, unserer nächsten Station am Weg. Jean Paul selbst ging diesen Weg „mit dem Quersack auf dem Rücken“ viele Male, wenn er von seiner Mutter nach Hof zu den Großeltern gesandt wurde, um die Dinge zu holen, die im Dorf nicht zu haben waren oder in der Stadt günstiger zu bekommen waren.

Wir folgen dem Weg durch das Saaletal und gelangen zur Fattigsmühle, einer weiteren Einkehrmöglichkeit mit schönem Biergarten direkt an der Saale gelegen. Hier gibt es einen Rundweg über den Wildpark zur Burg Saalenstein, der für Jean-Paul-Weg-Wanderer nicht interessant ist, da er wegen Waldbruch und anderer Schwierigkeiten nicht immer begehbar ist.

Wir dagegen überqueren hier an der Fattigsmühle den Fluss und erklimmen die erste Steigung des Weges hinauf in das Dorf

Saalenstein, um von dort – vorbei an der literarischen Station 3 „Mensch mit Flügeln“ und an der Burg Saalenstein – wieder hinab in das Saaletal zu wandern.

Dabei können wir den Ausblick über den Fluss, die Wiesen und Wälder genießen, bevor der Weg in den Wald eintritt und den Wanderer unter Bäumen hinunter an die Saale führt. Dort schreiten wir unter den Bögen einer mächtigen Brücke hindurch, die in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus Steinquadern errichtet wurde und über die heute die Autobahn A72 nach Dresden führt.

Nachdem die Geräusche der Autobahn verstummt sind, führt uns der Jean-Paul-Weg weiter gen Hof immer an der Saale entlang. Die Stille des Weges wird eingerahmt vom Murmeln des Flusses und vom Flüstern des Waldes.

Vom Saalesteg bis Hof-Mitte

Wir haben seit Joditz gut vier Kilometer zurückgelegt, bis wir auf den Saalesteg treffen und den Fluss aus Jean Pauls Kindheit und Jugend abermals überqueren. Wir bleiben auf dem linken Saaleufer, wo uns der Jean-Paul-Weg nun leicht ansteigend Hof entgegenführt. Wenn die Wanderer dann auf einer Anhöhe aus dem Wald heraustreten, können sie nun zum ersten Mal einen Blick auf Hof (oder Kuhschnappel) werfen, auf die Stadt mit den zwei Brudertürmen (grüne Tafel 5).

Nachdem der Weg die literarische Station Brudertod (grüne Tafel 6) passiert hat, läuft er oberhalb der Saale auf die Stadt zu, um in Unterkotzau erstmals Hofer Stadtgebiet zu betreten. Wir folgen dem Weg in Richtung Innenstadt, um am Unterkotzauer Weg auf die Brauerei Scherdel zu stoßen, eine der beiden Hofer Brauereien. Der Weg führt weiter – am heutigen Jean-Paul-Gymnasium vorbei – zum Schlossplatz. Dort endet nach gut zehn Kilometern die erste Etappe des Jean-Paul-Weges.

Zur Stadt Hof hatte Jean Paul ein mitunter zwiespältiges Verhältnis. Sein kurzer Schulbesuch am dortigen Gymnasium (das heute seinen Namen trägt) und eine erste Phase großer Kreativität und Schaffenskraft wurden überschattet von großer Armut und dem Selbstmord seines Bruders Heinrich. Dieser stürzte sich aus Verzweiflung über die Ausweglosigkeit der Armut, in der die 5 Brüder mit der Mutter lebten, in die Saale und ertrank. „Hof, wo ich das Schlimmste gelitten und das Beste geschrieben habe“, rief Jean Paul einst aus – eine oft zitierte traumatische Erinnerung.

Mehr zu Joditz, HIER unter A-Z Jean Paul Museum Joditz

Mehr zu Hof, HIER unter A-Z Jean Paul-Rundweg Hof City

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Zur Vertiefung

Hier können Sie Karten und Tafeln zu dieser Wegstrecke in Ruhe studieren.

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a) Die topographischen Karten zur Wegstrecke 1

b) Die grünen Literatur-Tafeln zur Wegstrecke 1
(als PDF)

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Schauspieler Stephan Bach alias Jean Paul