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Jean Paul  . . .  ein unruhiger Geist kommt zur Ruhe

7-mal ist der Dichter mit seiner Familie in der Stadt umgezogen. Frieden und Gartenheimat fand er erst in der Friedrichstraße 3-5 im Palais der jüdischen Bankiersfamilie Schwabacher, unweit der Wohnung seines (jüdischen) Busenfreundes Emanuel Osmund. Die Parks der Markgräfin Wilhelmine – die er auch in seinem ersten Bestseller ,Hesperus’, im ,Luftschiffer Giannozzo’ und im Roman ,Siebenkäs’ verewigte – hatten es ihm angetan, aber auch die Gärten befreundeter Honoratioren wie der Miedelsgarten an der Dürschnitz oder das Hagengut.

Er weilte gerne im geselligen Club Harmonie an den Schlossterrassen, wo er seine Wetterprognosen ankündigte, oder zog sich in seine Dichterklause in der Rollwenzelei zurück, wo er ungestört von Frau und drei Kindern arbeiten und sich von der Wirtin bemuttern lassen konnte. Und auf dem hiesigen Stadtfriedhof gehört sein mit Efeu bewachsenes Grab von jeher zu den Geheimtipps. Es ergab sich also eine ganz natürliche biografische Energielinie durch die Bayreuther Innenstadt, die auch das am 21. 3. 2013  wiedereröffnete Jean Paul-Museum mit einschloss.

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Jean Paul & die anderen großen Bayreuther Geister

Jean Paul, Markgräfin Wilhelmine, Richard Wagner (Werbung Fremdenverkehrsverein Bayreuth – 100 jährigen Jubiläum 2008)

250. Geburtstag Jean Paul
(2013)

200. Geburtstag Richard Wagner
(2013)

Weimar ist ein herausragender Ort in der deutschen Provinz, der von großen Geistern (Goethe, Schiller, Herder, Liszt u.s.w.) seine Aura bezieht. Bayreuth ist es auch!

Nehmen wir einmal Franz Liszt aus, den Vater von Cosima Wagner und somit Schwiegervater von Richard Wagner – er war (als großer Pianist und Komponist) Europäer und nur gelegentlich zu Besuch in Bayreuth, der Stadt, in der er 1886 auch starb.

Aber die anderen drei prägten die Stadt, weil sie hier lebten und ihnen begegnen wir im Heute immer noch „auf Schritt und Tritt“.

Markgräfin Wilhelmine (1709-1758), Schwester von Friedrich II, kam 1732 als junge Ehefrau aus Berlin nach Bayreuth und prägte bis zu ihrem Tod besonders durch ihre Schloss-, Park- und Gartenanlagen sowie das Welterbe-Opernhaus das Stadtbild und die umliegende Arkadien-Landschaft.

Von dieser Arkadien-Landschaft schwärmte auch Jean Paul (1763-1825), der „musikalische Dichter“, und sie war – neben dem vielzitierten braunen Bier und seinen Freunden Emanuel Osmund und Christian Otto – ein wesentlicher Grund, sich 1804 mit Frau und Kindern endgültig hier anzusiedeln.

Richard Wagner (1813-1883), Schriftsteller und Komponist, fühlte sich von Wilhelmines Opernhaus angezogen und zog mit Cosima und den 5 Kindern 1872 nach ihrem Fantaisie-Park, also ebenfalls „nach Arkadien“. Er vollendete in Bayreuth den RING und Parsifal und prägte mit Wahnfried und Festspielhaus die „Kulturstadt Bayreuth“ bis heute.

Ihre Biografien berührten sich nicht in der Zeit, wohl im Raum. Und – im Geist! Zum einen hatten sie erstaunliche Gemeinsamkeiten als Künstler, die sich dem Ideal des Gesamtkunstwerks nahe oder verpflichtet fühlten. Zum anderen gibt es merkwürdige Zufälle, in denen sich Richard Wagner auf Jean Paul bezieht und von denen die Großstation 119 einige zitiert. Mehr Dazu.

Oder wussten Sie, dass Jean Paul in seinen Palingenesien von 1798 auf eineinhalb Seiten die Meistersänger und Merker von Nürnberg besucht und parodiert – mit Verehrung von Hans Sachs, dem Schuster und Meisterdichter? Als wäre es von Richard Wagner verfasst? Hier der Link zum Originaltext – mit der Pointe (als Auszug) auf 2 Seiten. Und hier der Link zum ganzen Originaltext auf 3 Seiten, der allerdings etwas schwieriger zu lesen ist, weil Jean Paul etliche Ausschweifungen mit hineinflicht. Dieses Fundstück verdanken wir Manfred Eger, dem früheren Chef des Jean Paul Museums in Bayreuth.

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Immerhin, das größte Denkmal hat Jean Paul in Bayreuth . . .

Markgräfin Wilhelmine (1709-1758)
Schlossberglein / La Spezia-Platz

Jean Paul Friedrich Richter (1763-1825)
Jean Paul-Platz / Friedrichstraße

Richard Wagner (1813-1883)
Im Festspielpark

Franz Liszt (1811-1886)
Festspielpark & Franz Liszt-Museum

das liebenswerteste Wilhelmine

Fotos: Karla Fohrbeck & BMTG

. . . & das witzigste Richard Wagner

Richard Wagner als Multiple von Ottmar Hörl
(Festspielpark & Walk of Wagner, Manuel Becher & Frank Piontek)

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Jean Paul in Bayreuth (1804-1825) & Bayreuth im Werk von Jean Paul

Matthias Ose

Ambivalente Gefühle sind doch normal  . . .  oder?

. . . bis er seinen Platz gefunden hatte (1811 in Friedrichstraße 3-5)

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