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Das Star-Portrait von Jean Paul,
für das er nur einen Nachmittag sitzen musste

Johann Lorenz Kreul war Sohn eines Gärtnerehepaares, seine zeichnerische Begabung wurde aber früh erkannt und gefördert. In Ansbach und Nürnberg erfolgte seine Ausbildung zum Hofmaler und Zeichner. Mit 31 Jahren kam er 1795 für einige Jahr an den Hof von Markgraf Alexander nach Bayreuth und führte dort auch Aufträge für den Württemberger Hof in Stuttgart aus. 1799 war er für 3 Jahre Hofmaler im Schloss Thurnau beim Grafen von Giech, aber da lebte Jean Paul noch in Meiningen und Coburg. In dieser Zeit heiratete der Maler auch, gründete eine Familie und konnte diese ab 1807 in Nürnberg als „selbständiger Porträt-, Miniatur- und Genremaler“ ernähren. Die Pastellmalerei war seine Spezialität und so avancierte Kreul zum „bedeutendsten Nürnberger Pastell-Portraitist seiner Zeit“. Für das Portrait des 60jährigen Jean Paul 1823 bekam er viel Anerkennung. Bekannt wurde er später auch durch sein Pastellgemälde von Kaspar Hauser (1830).

1823. Pastell-Gemälde von Johann Lorenz Kreul (1764-1840).
Dauerleihgabe vom Historischen Museum Bayreuth (ehemals Stadtmuseum) ans Jean Paul Museum Bayreuth. Dort ist das signierte Original (Pastell auf Papier auf Holz) noch im Empire-Rahmen zu bewundern.

Von dem Bildnis schuf Kreul mehrere Fassungen (Kopien), die aber nicht signiert sind. Je eine weitere Fassung wird im Rathaus in Wunsiedel und in der Nationalgalerie Berlin bewahrt.

Dankesbrief von Jean Paul an Hofmaler Johann Lorenz Kreul (25.11.1823)

Höchstgeschätzter Herr Hofmaler!
Entschuldigen Sie es gütig mit meinen Lese- und Schreibgeschäften, daß ich mehr Zeit zum Dankbrife gebraucht als Sie zum Kunstwerke. Wär ich eine Frau, so müßte sich mein Dank verdoppeln, weil Ihr Kunstspiegel ganz anders als der Nachttisch sammt seinem Spiegel verjüngt und Sie ein Gesicht aus dem letzten Mondviertel des Lebens ins Volle-Licht zurück zu malen wissen.

Am meisten bewundere ich Ihre Kraft der Schnelligkeit, welche weniger Zeit braucht, einen Menschen durch die Zeichenfeder zu verdoppeln, als ein Arzt nöthig hat, ihn mit der Rezeptierfeder zu vereinfachen, nämlich zu verewigen, obgleich nicht wie Sie auf der Erde, sondern über ihr. – Haben Sie daher herzlichen Dank für alles, was Sie für das Nachmittaggesicht, womit ich Ihnen saß, gethan haben, besonders für Ihr Meisterstück der Farbengebung bis zur Drapperie herab.

Wie sehr auch fremder Beifall Sie überall belohnen möge, so kann doch nur der Künstlerhimmel der Begeisterung in welchem Sie wohnen, Ihnen den schönsten Lohn und Kranz darreichen. Mit dankbarer Hochachtung und Liebe

Ihr ergebenster Jean Paul Friedrich Richter

Universitätsbibliothek Basel
(
Autographensammlung Karl Geigy-Hagenbach), transkribiert von Walter Bartl

Klicken Sie auf den 2. Teil des Briefes und es erscheint das Deckblatt.

Die Bibliographischen Metadaten hier als PDF

Als Lithografie fand dieses Portrait große Verbreitung . . .

Diese Lithografie hatte der Portrait-Maler Johann Lorenz Kreul auf »Wunsch der zahlreichen Verehrer« des Dichters nach dessen Tod im November 1825 persönlich in Auftrag gegeben und vertrieb sie auch selbst. Zur besseren Vermarktung wurde die Lithografie als Kunst-Blatt dem Morgenblatt für gebildete Stände eingefügt, dessen Publikum Jean Paul als Autor ja bekannt war (7. Jg., 1826, Heft 32, S. 128). Um der Bedeutung des Portraits noch mehr Nachdruck zu verleihen, war dem Heft auch ein Faksimile des Dankesbriefes von Jean Paul an Johann Lorenz Kreul beigegeben.

Lithografie des Kreul-Bildes von Franz Xaver Winterhalter (1805-1873)

Als er 1825/1826 die Lithografie von Jean Paul nach dem Pastellportrait von Johann Lorenz Kreul anfertigte, war Franz Xaver Winterhalter erst 20 Jahre alt und Student an der Königlichen Kunstakademie in München. Er arbeitete aber nebenbei im Atelier des Porträtmalers Joseph Karl Stieler als Lithograf und war Kreul damals schon als „ein durch mehrere treffliche Arbeiten dieser Art rühmlich bekannter Künstler“ empfohlen worden bzw. aufgefallen.

Später gehörte Winterhalter zu den gefragtesten und berühmtesten Portraitmalern des 19. Jh., vor allem des Hofadels. Er war „der Fürstenmaler“ und „der Maler der europäischen Königshäuser“ von Paris bis Moskau, von Lissabon bis Wien und London. Seine Werke werden nach wie vor hoch gehandelt und sind besonders als Kunstdrucke beliebt. Populär sind u.a. seine Gemälde von Queen Victoria & Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sissy).

. . . aber später auch als Buchcover

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