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Wie der gemalte Saufbruder auf dem Markt . . .

Elfenbeinmalerei (Gouache auf Elfenbein)
im vergoldeten Holzrahmen
9,1 cm x 7,2 cm (ohne Rahmen)

Kunst-, Portrait- & Miniaturmaler
Friedrich August Lehmann

Jean Paul und seine Familie waren angeblich entsetzt. Und die Magd stimmte mit in diesen Aufschrei ein – so die Überlieferung. Aber es ging dem Dichter in dieser Zeit tatsächlich nicht besonders gut. Auch andere Besucher beschreiben ihn als aufgedunsen, mit Wassersucht, Diabetes, zittriger Hand und in vernachlässigter Kleidung. Und wenn man sich dann auf einmal so von außen gemalt sieht?

Immerhin Gouache auf Elfenbein und in kostbarem vergoldeten Holzrahmen. Als Karikatur oder Persiflage war diese Hommage an Jean Paul sicher nicht gedacht. Einen durchaus positiven Hinweis gibt eine Briefstelle, wo Jean Paul am 27. oder 28. Januar 1815 an seinen Freund Emanuel Osmund in Bayreuth stichwortartig bemerkt: „Herzlichster! — Hier alles zurück. — Die Voigt findet jedes und ich auch heute trefflich getroffen“ (und im Kommentar dazu heißt es: Die Voigt: vgl. Bd. VI, Nr. 30; es handelt sich wohl um die Porträts von Lehmann, s. Nr. 20ff  (vgl. www.jeanpauledition.de)

Der Miniatur-, Kunst- und Portraitmaler Friedrich August Lehmann – zu dessen Biografie und Lebensdaten wir und unsere fachkundigen Freunde nicht fündig werden konnten – scheint mehrere Fassungen dieses Portraits von Jean Paul gemacht zu haben. Laut Thieme-Becker Bd. XXII „ersuchte der Porträt- und Kunstmaler Friedrich August Lehmann 1821 in Schwerin um Erlaubnis zur Verlosung von 4 Porträtminiaturen (darunter Jean Paul und Iffland)“.

Jedenfalls befindet sich das (am Bildrand unten rechts) signierte Original im vergoldeten Holzrahmen unter der Nr. 2020 im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Auf der Rückseite konnten wir das Zitat von Jean Paul, aber nicht die handschriftliche Widmung eines Wilhelm Förderreuther vom März 1841 entziffern.

Das Jean Paul Museum in Bayreuth verfügt ebenfalls über ein (jedoch nicht signiertes) Exemplar dieser Porträtserie.

Auf der Erde kann kein Mensch
dem anderen sagen, wie er verehre und
liebe. Die Freundschaft, die Dank-
barkeit und die Liebe gehn mit ver-
schloßenen Lippen über diese Kugel
und der innere Mensch hat keine Zunge.
               Jean Paul

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