
Jean Paul im besten Mannesalter
Friedrich Meier wurde nur 30 Jahre alt. Er ging mit 17 Jahren nach Dresden zum Kunststudium und war mit Dichtern und Künstlern befreundet. 1810, also mit 25 Jahren, besuchte er auf einer Reise durch Süddeutschland Jean Paul in Bayreuth und porträtierte ihn. Er starb 1815 als Teilnehmer an den Befreiungskriegen in der Schlacht bei Ligny, dem letzten Sieg Napoleons vor Waterloo, nachdem er 1813 – u.a. zusammen mit dem Dichter Theodor Körner – in Breslau in das Lützowsche Freikorps eingetreten war.
Jean Paul schrieb nach dem Tod des Malers einer Schwägerin von Friedrich Meier:
„Mit den Erinnerungen an meinen guten Meier haben Sie mir ein schmerzliches Geschenk gemacht. Sein Bild von mir – das einzig treffende, indessen alle Kupferstiche Verleumdungen oder Verwandlungen meines Gesichts sind – sehe ich nach dem Kriege nie ohne Wehmut an, und es ist mir eigentlich weniger meines als seines. Ein edles Herz, ein echtes Talent hat nun die dürftige Erde weniger und der reiche Himmel mehr. Aber seiner würdig war der tapfere Tod. Nie werd’ ich den feurigen Jüngling vergessen.“
. . . im Rathaus als einer der großen Bayreuther Geister
Bruno Höflinger studierte in Riga, München und Dresden Kunst, vor allem Malerei und Grafik. 1914 bis 1944 lebte er in Riga und Berlin als Kaufmann und Portraitmaler. 1944 siedelte er nach Bayreuth über und erhielt dort vor allem in den 50er Jahren auch verschiedene öffentliche Aufträge. Im Auftrag der Stadt Bayreuth malte er das Ölportrait von Jean Paul (mit dem Federkiel) nach der Friedrich Meier-Vorlage. Es schmückt die Rathauswand zwischen den Räumen des Oberbürgermeisters und dem großen Sitzungssaal im 2. Stock – neben den anderen „großen Geistern“ der Stadt: Markgräfin Wilhelmine, Friedrich Liszt, Cosima & Richard Wagner.
Jean Pauls ähnlichstes Portrait
Ein Besucher des Jean Paul Museums in Bayreuth schreibt ins Gästebuch:
„Interessantes erfährt man oft nebenbei, man muss schon genau hinsehen, etwa zum Portrait des Malers Friedrich Meier von 1810 . . .
Jean Paul dazu: ‚Sein Bild von mir – das einzig treffende, indessen alle Kupferstiche Verleumdungen oder Verwandlungen meines Gesichts sind – sehe ich nach dem Krieg nie ohne Wehmut an‘ . . . Er (Jean Paul) hat schon auf sich in der Welt geachtet.“
Auch attraktiv bei verschiedenen Werbe-Aktionen (1951, 1991 & 2013)
Mal so rum, mal so rum auf Buchcovern
Variationen dieses klassischen Portraits gab es von 1810 bis heute
Auch 1822 wurde die Vorlage noch einmal „aufgefrischt“ –
als Liebhaber-Stich aus der Serie „Teutsche Dichter & Gelehrte“ . . .
Dem nach Dresden gereisten Jean Paul berichtete seine Tochter Emma am 24. Mai 1822, ein Nürnberger Buchhändler habe die Familie im Auftrag eines Weimarer Kunsthändlers aufgesucht und für einen Monat um das Meier-Bildnis von 1810 zwecks eines Nachstichs gebeten. Der Weimarer Zeichner & Kupferstecher Johann Christian Ernst Müller (1766-1824) stellte den Stich noch im Herbst 1822 fertig, wie man aus Briefen von Dresdner Freunden der Familie schließen kann. Diese beklagten sich darüber, dass nicht Vogel von Vogelsteins eben (1822) entstandene Zeichnung reproduziert worden sei. Eine auf den 1. Oktober 1822 datierte „Pränumerationsanzeige“, die die Auslieferung des Müller-Stichs ankündigte, erschien allerdings erst im „Intelligenzblatt“ Nr4 zum Morgenblatt für gebildete Stände (Nr. 37) vom 12. Februar 1823. Dadurch gehörte das Blatt zu einer „Folge von Porträts Teutscher Dichter und Gelehrten“.
Johann Christian Ernst Müller war ein bekannter deutscher Zeichner, Kupferstecher und Lithograf, der in Weimar schon mit 22 Jahren Lehrer am dortigen Zeicheninstitut war und von Johann Wolfgang von Goethe gefördert wurde. Von ihm gibt es zahlreiche Portrait-Stiche berühmter Persönlichkeiten nach Originalvorlagen von anderen Zeichnern. Er sorgte auch in beliebten Zeitschriften wie der Gartenlaube oder dem Journal des Luxus und der Moden für die Popularisierung bekannter Zeitgenossen.
